Ernst Bloch Projekt „Raum für die Utopie" von Francesc Abad
Unter Mitarbeit von Adolf Alcañiz [Kamera und Postproduktion], Nadja Smith, [Kamera], Franziska Börner [Kuratorin], Claudia Kalász [Koordination der Gespräche und Übersetzung], Magdala Perpinyà [künstlerische Beratung] und Francisca Vidal [Präsidentin der Ernst-Bloch-Gesellschaft und Herausgeberin des Bloch-Jahrbuchs].
Unterstützt vom Goethe-Institut Barcelona, dem Consell Nacional de la Cultura i de les Arts (CoNCA) und Han Nefkens.
KRISE & UTOPIE
Bei diesem Projekt soll erneut der Begriff der UTOPIE/n hinterfragt und auf seine heutige Gültigkeit hin überprüft werden. Angesichts der wild um sich greifenden Globalisierung, die all das zerstört, was uns menschlich macht, uns sogar unserer Träume beraubt, ist es da heute überhaupt noch möglich an einem Begriff von Utopie festzuhalten? Das Prinzip Hoffnung von Ernst Bloch (eine Enzyklopädie utopischen Denkens) soll der Ausgangspunkt sein, um zu einem aktuellen Utopiebegriff zu gelangen. Wie steht es mit unserer Fähigkeit zum Tagtraum oder zum Träumen in Vorwärtsbewegung, der Fähigkeit zur Veränderung? Sind wir in der Lage, den Verstand als reines Werkzeug zur Durchsetzung unmittelbarer Interessen und den wirtschaftlichen Pragmatismus in Frage zu stellen? Blochs Konzept der „Spuren“, sein antilinearer Fortschrittsbegriff, seine Theorie der Ungleichzeitigkeit, seine Theorie des ästhetischen Vorscheins und sein Entwurf einer Allianztechnik im Zusammenklang mit der Natur stehen im Mittelpunkt des Interesses. Denn schließlich: Gibt es etwas Reaktionäreres in der Welt, als zu glauben, dass nichts mehr zu tun bleibt?
Es handelt sich um eine breitangelegte Untersuchung in Form von gefilmten Gesprächen, bei der vor allem deutsche, aber auch katalanische und spanische Philosophen und Philosophinnen sowie Vertreter anderer kultureller Bereiche sich zu der Aktualität der Blochschen Philosophie äußern. Verschiedene Arten der Veröffentlichung sind möglich. Gedacht ist an eine Video- Installation, aber auch an einen gedruckten Katalog mit den Texten der Gesprächspartner und dem visuellen Material Francesc Abads. In jedem Fall wird eine Interaktion von theoretischen Beiträgen und künstlerischer Darstellung angestrebt.
Das Bloch-Projekt schwimmt in mehrfacher Hinsicht gegen den Strom: gegen die um sich greifende passive Ergebenheit in den Lauf der Dinge, gegen die Bagatellisierung des Zukunftsbegriffs im offiziellen politischen und ökonomischen Diskurs, gegen die akademische Isolierung und Entschärfung gesellschaftskritischer Theorie, gegen die institutionelle Trennung von Kunst und Philosophie und gegen das Diktat von Denkmoden. Abad besinnt sich auf einen Philosophen, der aus der Sicht der Theorien der Postmoderne überholt scheint und in Spanien ohnehin nur wenig, zum Teil unter theologischen Vorzeichen und meist in akademischer Abgeschiedenheit rezipiert worden ist.
Dass Denker und Denkerinnen verschiedenster Herkunft über Ernst Bloch und die Aktualität seines Utopiebegriffs in einem außeruniversitären ästhetischen Raum zu Wort kommen, nötigt zum Verlassen gewohnter Rezeptionsbahnen nötigen und könnte neue Perspektiven eröffnen. In Katalonien und Spanien könnte dies endlich den Anstoß zu einer längst überfälligen Rehabilitierung des oft missachteten, vor allem aber weitgehend unbekannten Philosophen und zu einer nie stattgefundenen breiteren kritischen und gegenwartsbezogenen Auseinandersetzung mit seinem philosophischen Erbe und den darin enthaltenen mehr denn je drängenden Fragestellungen geben.
Di Gesprächsteilnehmer sind (in chronologischer Reihenfolge):
Felix Kubin (Hamburg)
Hanna Gekle (Frankfurt a. M )
Hans-Ernst Schiller (Frankfurt a. M.)
Burghart Schmidt (Offenbach a. M.)
Francisco Jarauta (Barcelona)
Beat Dietschy (Bern)
Martina Schmidt (Bern)
Migues Baumann (Bern)
Martí Peran (Barcelona)
Ivan Boldyrev (Moskau)
Francesca Vidal (Landau)
Silvia Mazzini (Berlin)
Helga Reidemeister (Berlin)
Jörg Rudolf Zimmer (Barcelona)
Die Gespräche fanden zwischen 2010 und 2012 statt.
Helga Reidemeister ( Berlin), Autorin zahlreicher Dokumentarfilme (darunter ein Porträt Karola Blochs), stellt Francesc Abad ihre Fotos von Ernst Bloch zur Verfügung.
Studenten des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf haben außerdem im Januar 2010 ihre Debatten über „Das Prinzip Hoffnung“ in einem von Hans-Ernst Schiller geleiteten Seminar für das Projekt gefilmt. |